Woche 35 – 43 #ruhenachdemsturm

Woche 31 – 34: #whenindoubtstretchitout
Juni 16, 2020
Woche 44 – 53: #Vorfreude
Oktober 13, 2020

Woche 35 – 43 #ruhenachdemsturm

Die Unwetterwarnung wurde letzte Woche ausgesprochen, allerdings konnte ich die Ausmaße noch nicht absehen. Ein Tornado überkam mich, es wütete in mir und ich wusste nicht wohin. In dem Moment, wo ich realisiert habe, dass ich nicht mehr entkommen konnte, fühlte ich mich machtlos. Du kannst dem nicht mehr entfliehen. Die Machtlosigkeit trieb mich in den Wahnsinn, mein Körper fing an zu beben, mein Körper wütete und ich wusste nicht wohin mit diesen Gefühlen. Am liebsten hätte ich geschrien, etwas geworfen, mir Schmerzen zufügen wollen. Ich kniff mir in das Bein. Nein, das darfst du nicht, das hast du dir versprochen. Die Beine heilen erst gerade. Ich griff mir verzweifelt an den Kopf, fuhr die Hände in die Haare, zog an ihnen und stand kurz davor, sie rauszureißen. Mein Verstand griff wieder ein und dann saß ich da mit einer Leere. Diese Energie musste irgendwo hin, einfach raus. Mir schossen die Tränen vor Verzweiflung in die Augen, aber ich konnte sie nicht rauslassen, zu groß war der Stolz. Es kann doch nicht sein, dass du der Situation so sehr ausgeliefert bist! Die Resignation trat als nächstes ein, füge dich deiner Situation. Also beugte ich mich wieder der Arbeit hin, die ich so verhasste. Paar Minuten später schlage ich vor Wut in meine Tastatur ein und versuche, den Laptop vor mir zu zerbrechen. Meine Augen sahen nicht mehr die Inhalte, sie sahen nur noch Hass. Hass gegenüber jedem, der mir angezeigt wird. Dennoch resigniere ich, immer immer mehr. Dann hallen die Worte nach, die mich so wütend machen. "Was willst du eigentlich?" Die Unzufriedenheit in vielen Lebensbereichen stieg in den letzten Wochen immens. Karrieretechnisch als auch in meinen persönlichen Ziel, die Wette zu gewinnen. Mein Liebster um mich herum versucht mich aufzubauen, mir Perspektiven zu weisen, allerdings wüte ich noch. Ich schmeiße mit wütenden Worten um mich, ich stoße ihn von mir fern, weil ich allein sein will. Du kannst mir nicht helfen, geh weg und verpiss dich! Aber eigentlich stoße ich ihn weg, um ihn nicht zu verletzen, eigentlich brauche ich die Nähe, die Zuneigung. Aber die Worte fließen in Strömen raus, ein Monsoon voller Hass und Gemeinheiten. Es staute sich über einige Zeit an, ich schob nur die Probleme vor mich hin. Der Gipfel ist erreicht, als sich eine neue Chance eventuell bot. Dann zerbrach diese Chance in einem Schlag und ich musste mich wieder dem zuwenden, wo ich hoffte, so bald wie möglich zu entkommen. Wieder befand ich mich in dem Loch, vor dem ich vor zwei Jahren bereits stand. Wo ist all der Glanz hin, den ich vor einigen Monaten verspürte, als ich nach Köln zurückkehrte? Wo ist all die Freude hin, die noch vor einigen Wochen mein Leben so lebenswert machten?
Ich wurde in den letzten Wochen mit dem Erwachsen werden konfrontiert, ich hatte keine Freude mehr an den Dingen, die mich vor einigen Jahren noch nachts auf die Straßen zogen, natürlich ist es auch dem liebenswerten Grund „Corona“ geschuldet. Stattdessen schnauzt man die Leute an, die nachts mitten in der Woche auf der Straße rumbrüllen und will nur noch seine 8 Stunden Schlaf bekommen. Vieles, was ich früher gemacht habe, ergibt für mich keinen Sinn mehr. Aber ich will mich doch gar nicht ergeben. Ich will immer noch kichern, wenn jemand pupst, ich will immer noch mir Fantasiegeschichten ausdenken, ich will mich nicht der Büropolitik ergeben. Dann gibt es diese Abende, da fühlt man sich als gäbe es kein morgen, man lebt nur in dem Moment. Ich will mich in keinster Weise ergeben, in keinem Aspekt! Ich will da eigentlich bleiben. Trotzdem wünsche ich mir Veränderung, gleichzeitig wehre ich mich dagegen. Ich weiß nicht, was ich will. Die Angst davor, wieder an demselben Punkt wie vor zwei Jahren zu stehen macht mir Angst. Immer noch nicht zu wissen, wohin mit mir. Erwachsen zu werden, aber nicht zu wissen, wo man hin gehört. Alle sehen ihre Ziele vor Augen, aber ich weiß es nach wie vor nicht. Ich bin immer noch im Studium und weiß nicht, was ich damit anfangen soll. Das kann doch nicht sein! Stets getrimmt, Fünf-Jahres-Pläne zu haben, zu wissen, worauf man hinarbeitet. Aber ich weiß es nicht und die Situation wird sich in naher Zukunft nicht ändern. Es war nicht alles bitter in den letzten Wochen, es gab auch viele sehr schöne Momente, die mir sehr viel Spaß bereitet haben, weshalb ich insbesondere mir keine Sorgen um all das gemacht habe. Aber nichts kann verdrängt werden, früher oder später holt mich alles ein.
All dieses Erwachsensein hat mich doch eins gelehrt. Ich muss reden. Ich muss mit jemandem darüber reden. Naja, besser gesagt, Mama hat mich gezwungen zu reden. Ich habe nur alles in mich hineingefressen.
"Kind, das ist nicht das Ende, take it step by step baby.“
Joar, das stimmt - irgendwie hab ich das vergessen. Jeder Schritt bringt einen zu einer neuen Chance. Ich war so vernarrt darin, weiter zu ziehen. Vielleicht war es das noch nicht.
„Du bist nicht gefangen, das weißt du.“
Oh. Du hast recht. Irgendwie war mir das auch nicht bewusst.
Dieses Erwachsenen-ich-bin-ja-hach-so-vernünftig Game kann ich irgendwie noch nicht so gut. Aber zum Glück gibt es im Gegensatz zu den Tornados hier Helferlein, die den Sturm wegscheuchen und mir neue Perspektiven aufweisen.
Als erstes müsste ich mich erstmal bei den Geschädigten entschuldigen. Es tut mir leid und danke für all dein Verständnis, Bubu.
Als nächstes gilt es die Fehleranalyse durchzuführen: Vor zwei Wochen entstand bereits ein neuer Blogtext, aber ich war so unzufrieden damit, dass dieser gar nicht veröffentlich wurde und ich schob dies vor mich hin. Ich schrieb für jemand anderes und ich war so enttäuscht von meiner eigenen Leistung, ich hatte mir etwas ganz anderes gewünscht. Aber die Rahmenbedingungen haben mir keine anderen Ergebnisse ermöglicht. Ich erhielt eine großartige Chance und habe das Gefühl, versagt zu haben. Es gab noch eine weitere Situation, in der ich das Gefühl hatte, beruflich versagt zu haben. Dazu nicht zu wissen, was ich nun tatsächlich tun sollte. An einem gewissen Punkt wollte ich nicht mehr schlafen gehen, denn sonst müsste ich mich am nächsten Morgen schon wieder mit denselben Problemen rumschlagen. Ein Ereignis brachte das Fass zum Überlaufen. Aber ich steiger mich einfach zu sehr da hinein.
Woran hast du Spaß? Das ist lange her, dass ich darüber nachgedacht habe. Menschen treffen und mich mit ihnen zu beschäftigen. Sich rhythmisch zu Musik zu bewegen und dabei zu strahlen. Sich generell zu bewegen. Wirre Fantasiegeschichten mit Brudi zu spinnen. Ich will diese festhalten und zeichnen. Spaß daran zu haben ist übertrieben, aber es erfreut mich, meine Fehler zu sehen, sich diese einzugestehen und zu wissen, wie man es besser machen kann. Eine Lösung für das Problem zu finden. Basteln und Stifte <3!!! Unendlich!!!! Geschenke zu organisieren, aber definitiv keinen Urlaub, das ist die Hölle. Kann man mit sowas eigentlich Geld verdienen? Ich wünschte es unendlich, damit würden wir Sturmtief Sheila zukünftig eindämmen.
Die Wetteraussichten für die kommenden Wochen: Der Himmel lichtet sich. Es sind noch einige Wolken zu sehen, aber erste Sonnenstrahlen sind zu erkennen. Hier und da könnten noch leichte Regenschauer fallen, aber es scheint nach #ruhenachdemsturm.

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